Der Mädchentausch by Sabine Ludwig
Autor:Sabine Ludwig [Ludwig, Sabine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783862724765
Herausgeber: Dressler E-Books
veröffentlicht: 2015-08-22T16:00:00+00:00
Auf Schloss Dünkelstein hat Fridoline gerade den Hörer aufgelegt, als Karl-Wilhelm mit einer Rose in der Hand den Frühstücksraum betritt.
»Eiheine Rose für dihie schönste aller Bluhumen«, sagt er und reicht sie Fridoline mit einer kleinen Verbeugung.
»Hübsch«, sagt Fridoline. »So schön gelb.«
Karl-Wilhelm sieht das Mädchen erstaunt an.
»Eherkennst du sie dehenn nicht?«
»Erkennen?«, fragt Fridoline. »Tut mir Leid, die ist mir noch nicht vorgestellt worden.«
»Ahaber das ist eiheine Gloria Dei«, sagt Karl-Wilhelm verwirrt. Kennt die Baroness etwa die berühmteste aller Rosen nicht? »Hahat dein Vater dihie nicht im Gaharten?«
»Kann sein«, sagt Fridoline. »Aber weißt du, mit Blumen hab ich’s nicht so, ich kümmere mich lieber ums Essen.«
Und das ist noch nicht einmal gelogen.
Sie setzt sich an den gedeckten Tisch, bindet sich die Serviette um den Hals und hält erwartungsvoll Messer und Gabel in den Fäusten. »Können wir endlich loslegen? Ich hab einen Mordskohldampf!«
Gräfin Apollonia rauscht herein. »Also ich muss doch sehr bitten, Camilla. Ihr dürft euch erst setzen, wenn ich meinen Platz eingenommen habe.«
Fridoline springt auf, wobei der Stuhl umstürzt.
Karl-Wilhelm will ihn aufheben, rammt dabei aber die Lehne in Fridolines Po. »Ehentschuldige bihitte vihielmals!«, stammelt er.
Fridoline lacht und lässt sich auf den Stuhl plumpsen. »Gut, dass ich hinten so gut gepolstert bin.«
Die Gräfin schüttelt den Kopf und greift zur Tischglocke.
»Gerlinde, Sie können auftragen.«
Die stämmige Köchin bringt ein Tablett mit Kaffee, Milch, vier Brötchen, Marmelade, Joghurt und Kräuterquark.
»Ist das alles?«, fragt Fridoline enttäuscht.
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass bei dir daheim mehr aufgetischt wird?«, fragt die Gräfin stirnrunzelnd.
Fridoline will gerade an beiden Händen aufzählen, was es im Hause Schock-Schwerreich alles zum Frühstück gibt, besinnt sich aber. »Natürlich nicht, aber ich dachte, bei Grafens gäb’s mehr.«
»Es ist höchst ungesund, sich bereits am Morgen den Bauch so vollzuschlagen«, sagt die Gräfin und tupft sich mit der Serviette den Mund ab.
»Mohorgen gibt’s Gerlindes göhöttlichen Gugelhupf«, sagt Karl-Wilhelm. Er nimmt sich ein Brötchen, will es mit Butter beschmieren, dabei rutscht ihm das Messer aus der Hand und fliegt quer über den Tisch.
Fridoline hält sich den Bauch vor Lachen. »Mit der Nummer kannst du im Zirkus auftreten, super! Ich probier’s auch mal.« Sie wirft ihr marmeladebeschmiertes Messer in die Luft, es landet klirrend auf dem Teller der Gräfin.
»Camilla, benimm dich! Ich muss mich schon sehr wundern.« Dann sieht Apollonia ihren Sohn an. »Was bist du nur für ein Trampel! Wenn ich da an meinen Franz-August denke, wie elegant der mit Messer und Gabel hantiert hat, schon als Baby, nie hat er auch nur ein Schlückchen Milch verschüttet und sein erstes Wort war bitte, das zweite danke.«
Karl-Wilhelm senkt den Kopf.
»Muss ein ziemlicher Langweiler gewesen sein, Ihr Franz-August«, sagt Fridoline kauend.
Karl-Wilhelm hebt den Kopf und sieht sie dankbar an.
»Langweiler! Mein Franz-August? Du weißt ja nicht, was du da redest, törichtes Ding«, ereifert sich die Gräfin. »Es gab keinen klügeren, charmanteren, gutaussehenderen jungen Mann als meinen Franz-August, Gott hab ihn selig.« Sie schnäuzt sich.
»Und den haben die Wölfe gefressen? So ’n Pech aber auch«, sagt Fridoline, denn ihr fällt ein, was Camilla erzählt hat.
»Er ritt an einem schönen Maienmorgen in den Dünkelsteiner Wald und ward seither nicht mehr gesehen«, schnieft Gräfin Apollonia.
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